Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad unterstreicht unseren Ansatz

Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad unterstreicht unseren Ansatz

Nadia Murad unterstreicht unseren Ansatz, wie auch weitere Experten im persönlichen Gespräch. Wiederaufbau der Heimatregion wird als eine wesentliche Herausforderung bestätigt.Auf Einladung des Zentralrats der Jesiden hat HAND FÜR HAND e.V. an der zentralen Gedenkveranstaltung zum fünften Jahrestag des Genozids an Jesiden durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) teilgenommen.

Im Rahmen der sehr bewegenden Veranstaltung in Stuttgart haben Katharina Dönhoff und Barakat Shamo Haji weiterführende Gespräche mit Betroffenen und mit politischen Verantwortungsträgern geführt. Allgemeiner Konsens ist die wichtige Bedeutung des Wiederaufbaus der Heimatregion.

In diesem Sinne bestätigte die Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad in unserem Gespräch den Ansatz von HAND FÜR HAND, die Binnenflüchtlinge im Irak durch den Bau einer Schule zu unterstützen. Sie unterstrich, dass aus ihrer Sicht eine Grundversorgung insbesondere von Schulen und von Krankenhäusern an oberster Stelle stehen. Den Menschen müssen Perspektiven vor Ort eröffnet werden, um wieder Hoffnung zu bekommen. Ihr Wunsch ist, dass nicht nur in Kurdistan, sondern auch in der Shingal Region baldmöglichst wieder ein normales Leben möglich sein kann.

Für Dr. Irfan Ortaç, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Jesiden in Deutschland, gehört der Wiederaufbau der Heimat ebenfalls zu den wesentlichen Herausforderungen der Gegenwart. Zudem gehöre die Rückkehr der Flüchtlinge aus den Lagern, die Teilnahme der Jesiden am politischen Leben im Irak, sowie die Versöhnung zwischen Völkern und Religionen in der Region dazu. Hier gebe es noch sehr viel zu tun.

Das offizielle Programm bestätigt die Dringlichkeit zum Aufbau vor Ort

Die offiziellen Reden entsprachen dem Bild. Neben dem notwendigen Aufbau von Schulen und Krankenhäusern forderte Nadia Murad in ihrer Rede sehr viel mehr politische Unterstützung für ihre jesidische Glaubensgemeinschaft. Die Jesiden müssten in die Lage versetzt werden, sich selbst schützen zu können und ihre Heimat wiederaufzubauen, sagte sie. Die irakischen und kurdischen Behörden hätten zwar die Entfernung von Minen sowie die Exhumierung der Genozid-Opfer aus Massengräbern veranlasst, ansonsten aber „nichts für uns getan“.

Neben dem Wiederaufbau der Region und dem Ausbau der Entwicklungspartnerschaft mit der autonomen Region Kurdistan-Irak, um die Inlandsflüchtlinge zu unterstützen, wurde die Forderung nach einem erneuten Einreisekontingents für Jesiden nach Deutschland gestellt. Staatsministerin Theresa Schopper wiederholte die politische Forderung ihres Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, ein weiteres Kontingent Frauen und Kinder in Deutschland aufzunehmen, nach dem Vorbild von 2014. Damals beschloss das Land Baden-Württemberg ein „Sonderkontingent für besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder aus dem Nordirak“.

Die Landesregierung nahm etwa 1.000 Frauen und Kinder in Baden Württemberg auf, die Opfer des IS geworden waren, unter ihnen auch Nadia Murad. Für das Projekt gab es trotz einiger Kritik große Anerkennung in der internationalen Gemeinschaft. Nach dem Vorbild des Sonderkontingents hat Kanada wie auch Australien ebenfalls geflüchtete Jesiden aufgenommen.

Auch aus psychologischer Sicht muss das Heimatland schnell aufgebaut werden 

Ist die Auswanderung der Jesiden aus dem Irak eine Lösung? Diese Frage hat sich die aktuelle Studie des Psychologen Prof. Dr. Jan Kizilhan und der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gestellt. Demnach ist das aus Sicht der 300.000 Jesiden, die seit fünf Jahren in den Flüchtlingscamps leben, durchaus eine Option. Sie glauben nicht, wieder in Frieden mit den Muslimen im Irak leben zu können und keine Möglichkeit zu haben, in ihre zerstörten Siedlungsgebiete zurückzukehren.

Dennoch kann die Auswanderung nur die letzte Option sein – so die Studie -, wenn die Menschen nicht mehr in der Lage sind, im Irak zu überleben. Daher muss zunächst versucht werden, den Menschen vor Ort zu helfen und sie vor Ort zu betreuen. Das Land muss aufgebaut werden, der Genozid an den Jesiden anerkannt und durch Maßnahmen wie Reparationen, Entschädigungen und Wiederaufbau ihres Siedlungsgebietes durch Bagdad und Erbil ermöglicht werden, dass sie in ihrem Land bleiben, welches sie seit Jahrhunderten bewohnen.

Die sehr interessante Studie wurde auf dem Gedenktag präsentiert. Die hochinteressanten Inhalte sind hier abrufbar. Es lohnt sich!

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