Im Raum von HAND FÜR HAND fand der Salon zum Thema Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Obdachlosigkeit statt – eine zunehmend lebensbedrohliche Kombination. Dieter Puhl und Michael Kraft, zwei Experten mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Obdachlosenhilfe in Berlin, diskutierten mit einem interessierten Publikum.
Hintergrund: Klimawandel und Obdachlosigkeit – Eine zunehmend lebensbedrohliche Kombination
Der Klimawandel zählt zu den größten Herausforderungen unserer Zeit und hat weitreichende Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche. Besonders betroffen sind obdachlose Menschen, die den extremen Wetterbedingungen wie Hitzewellen, Kälteperioden, Starkregen und Stürmen schutzlos ausgeliefert sind. Diese Extreme verschärfen ihre ohnehin prekäre Situation.
Lebensbedrohliche Hitzewellen führen zu Dehydrierung, Hitzeschlägen und Verbrennungen. Extreme Kälte erhöht das Risiko von Unterkühlung und Erfrierungen, während Starkregen oft die wenigen Habseligkeiten der Obdachlosen zerstört. Naturkatastrophen, ausgelöst durch den Klimawandel, können zusätzlich zur Obdachlosigkeit führen, indem sie ganze Gemeinden zerstören und Menschen aus ihren Wohnungen vertreiben.
Eine lebendige Diskussion im SALON
Der Nachmittag wurde durch drei Fragen des 12-jährigen Jacob eingeleitet: Welche klimatischen Veränderungen haben die größten Auswirkungen auf die Obdachlosengemeinschaften? Wie sieht ihr Leben in den verschärften Sommer- und Wintermonaten aus und was brauchen sie, um auf der Straße überleben zu können? Was kann jeder Mensch individuell tun?
Die Diskussion beleuchtete Maßnahmen der Stadtmission und anderer Träger sowie politische und gesellschaftliche Handlungsoptionen. Für obdachlose Menschen in Berlin ist der schnelle Wetterwechsel ein zentrales Problem. Kalte Winter und heiße Sommer sind schon schlimm genug, aber der schnelle Wechsel von Sonne, Regen und Schnee ist besonders schwierig. Insbesondere Nässe stellt eine große Gefahr dar, da obdachlose Menschen keine Möglichkeit haben, trockene Kleidung zu lagern.
Innovative Maßnahmen der Stadtmission
Um den extremen Wetterbedingungen zu begegnen, hat die Stadtmission neben dem Kältebus im Winter auch einen Hitzebus für heiße Tage im Sommer eingeführt. Diese Busse verteilen „Überlebenspakete“ mit Kühltaschen, Trinkwasser, Sonnencreme und Sprühwasser.
Was kann jeder Einzelne tun?
Auch jenseits von Spenden gibt es viele Möglichkeiten zu helfen. Ein freundliches Wort, die Frage „Was brauchen Sie?“ und ein belegtes Brötchen vom Bäcker können enorm viel bewirken. Es geht darum, obdachlosen Menschen Würde zu verleihen und ihnen das Gefühl zu geben, gesehen zu werden.
Ein bewegender Nachmittag
Der Salon bot einen tiefen Einblick in eine allgegenwärtige Problematik. Die Resonanz war ermutigend. Dieter Puhl fasste es treffend zusammen: „Ich mag Zusammenkünfte wie diese sehr, bei denen sich Menschen treffen und verständigen, wie eben etwas mehr Verständnis und Barmherzigkeit gelebt werden können; bei denen aber auch klar wird, es muss ein Ruck durch die Politik gehen, um dieses Jammertal wirklich und endlich zu überwinden. Immer wieder gerne – bitte mehr davon!“
Die Referenten
Dieter Puhl, eine prominente Figur in der Berliner Obdachlosenhilfe, betont die Notwendigkeit einer integrativen Klimapolitik, die soziale Gerechtigkeit berücksichtigt. Er ist Initiator von Sofortmaßnahmen wie Kälte- und Hitzebussen, Suppenküchen und Notunterkünften und setzt sich für langfristige Strategien wie den Ausbau des sozialen Wohnungsbaus ein. Sein Engagement verdeutlicht die untrennbare Verbindung zwischen Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit.
Michael Kraft, Leiter des Fachbereichs Bahnhofsmission, unterstützt mit seinem Team Tausende obdachlose Menschen auf den Berliner Straßen. Seine umfassende Expertise und sein einfühlsames Wesen machen ihn zu einer wichtigen Persönlichkeit im Bereich der sozialen Dienste in Berlin.
Zusammenfassend war der Salon ein inspirierender Austausch über die drängende Frage, wie wir als Gesellschaft den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die schwächsten Mitglieder unserer Gemeinschaft bewältigen können.