Was ist eigentlich aus dem einst blühenden jüdischen Leben in den kurdischen Regionen des Nahen Ostens geworden? Ein Thema von höchster Aktualität, das uns mit der ernüchternden Erkenntnis konfrontiert: Von dieser einst lebendigen Gesellschaft ist nichts geblieben!
In einem bewegenden Vortrag bei HAND FÜR HAND enthüllte der Wiener Wissenschaftler Thomas Schmidinger wie dieses einst blühende jüdische Leben in den kurdischen Regionen im Nahen Osten im Laufe der Zeit verschwunden ist – eine Geschichte, die nicht nur historisches Erbe, sondern auch ein eindringliches Beispiel für die Verletzlichkeit von Kulturen und die Auswirkungen geopolitischer Konflikte auf Gemeinschaften darstellt.
In seiner lebendigen Art führte Schmidinger das interessierte und fachkundige Publikum durch die Ergebnisse seiner Forschungen und entfachte eine spannende Diskussion.
Historisch gesehen spielten gut ausgebildete Juden während der britischen Besatzung, der Mandatszeit bis 1932 und kurz nach der Unabhängigkeit eine bedeutende Rolle im gesellschaftlichen Leben der kurdischen Region. Die Zahl der jüdischen Bevölkerung belief sich 1948 auf 120.000 Personen. Doch mit der Gründung Israels im Jahr 1948 und dem darauffolgenden arabisch-israelischen Krieg erlebte diese Gemeinschaft einen dramatischen Niedergang. Aufgrund von Verfolgungen und Pogromen verließen die meisten das Land, flohen nach Israel, aber auch nach Europa, Kanada oder Australien.
Heute sind nur noch vereinzelt jüdische Bürger in den kurdischen Regionen zu finde. Die Gemeinden haben sich mangels Mitglieder aufgelöst, Synagogen, Friedhöfe und andere Kultstätten sind verwaist.
Im kommenden Jahr erscheint das Buch von Thomas Schmidinger mit den ausführlichen Ergebnissen seiner Forschungen über dieses vergessene Kapitel. Wir dürfen gespannt sein!