Nach Lockdown und Umzug in größere Räume läuft das HELIN Bildungszentrum für geflüchtete Kinder im kurdischen Nordirak wieder reibungslos.
Die ersten Jahre haben sich die Schüler und Lehrer des HELIN-Bildungscenters in Kurdistan anders vorgestellt. Kaum war die Schule eröffnet, hat die Pandemie auch ihren Alltag herumgewirbelt. Umso größer war die Freude, den zweiten Geburtstag des Centers mal wieder „Live“ feiern zu können und fortan wieder Normalität in das Schulleben einfließen zu lassen.
Durch den Umzug in ein größeres Gebäude, erhalten zusätzliche Kinder die wichtige Grundbildung, was gerne in Anspruch genommen wird. Bereits am ersten Tag standen – zu unser aller Überraschung – bereits doppelt so viele Kinder vor dem Eingangstor wie üblich. Sie wollten sofort loslegen. Das wunderbare Lehrpersonal nam sie mit offenen Herzen an die Hand und verteilte sie auf die Räume. Der Blick in die leuchten Kinderaugen ist einfach unbezahlbar.
Eine Nische von Sicherheit und Geborgenheit
Ziel ist es, den im Irak geflüchteten und zum Großteil traumatisierten Kindern im eigenen Land eine überschaubare kleine Nische von Sicherheit und Geborgenheit zu schaffen. Deshalb auch der Name HELIN, derin kurdischer Sprache „Nest“ bedeutet. Während ihrer Exilzeit wollen wir den Kindern Schulunterricht und ihren Eltern Gelegenheiten zur Weiterbildung ermöglichen.
Neue Perspektiven eröffnen
Wenn die Kinder lesen, schreiben und rechnen lernen, wachsen ihre Chancen, später in ihrer Heimat, dem Irak, Arbeit zu finden und sich vor Ort eine eigene Existenz aufzubauen. Mit der Schule wollen wir Lebensbedingungen verbessern und dabei helfen, dass entwurzelte Menschen in ihrem eigenen Land wieder eine Perspektive sehen können und nicht aus Verzweiflung an Migration denken müssen. Wir wollen die äußeren Möglichkeiten hierfür schaffen.
Rückblick auf zwei erfolgreiche Jahre
Dem ambitionierten Ziel folgend, wurden aus Worten Taten. In nur 10 Monate nach der ersten Idee wurde die Eröffnung gefeiert. Seitdem gibt es in dem „vergessenen Dorf “ eine Schule samt selbstgebautem Fußballplatz. Die Kinder sind jetzt eingeschult (mehr).
Die Sehnsucht der Kinder nach Unterricht war überwältigend, und ihre Begeisterung für die neue Schule hält ungemindert an und berührt jeden Besucher. Mit beeindruckender Disziplin und voller Aufmerksamkeit sitzen die Schüler an den Tischen und saugen Inhalte geradezu auf. Die Freude lässt sich aus den Gesichtern der Kinder und ihrer Eltern ablesen.
Schulbildung und selbstbestimmtes Leben
Im ersten Schritt wurden 70 Kinder eingeschult. Seit ihrer Flucht vor fünf Jahren lebten sie traumatisiert und deprimiert vor sich hin und langweilten sich. Heute finden sie neuen Lebensinhalt und wieder Lebensmut und erhalten eine Grundbildung. In bleitenden Projekten (Alphabetisierungs- Sprach- und Nähkurse) werden auch die Frauen des Ortes darin unterstützt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Im Bildungscenter haben Direktor, Lehrende, Projektverantwortliche und Hausmeister eine Arbeit gefunden. Mit ihrem Einkommen sichern sie die Existenz ihrer Familien und haben ihrerseits auch wieder eine Perspektive im Leben. Im Blick nach vorne hat die Schule die Chance, sich zu einem kulturellen Mittelpunkt im Dorf zu entwickeln, aus dem vieles Weitere entstehen kann.
Kinder und Dorfbevölkerung werden eingebunden
Mit den Kindern selbst und auch mit der erwachsenen Dorfbevölkerung, dem Dorfvorsteher und den Dorfältesten haben wir regelmäßig Treffen im Schulgebäude organisiert, um vorab deren Wünsche und Erwartungen zu erfahren. Diese wurden in das inhaltliche Konzept mit eingewoben.