Aktueller Projektstand im HELIN Bildungscenter

Aktueller Projektstand im HELIN Bildungscenter

Nach Monaten im Lockdown und dem Umzug in größere Räume ist im kurdischen Nordirak das HELIN Bildungszentrum für geflüchtete Kinder wieder eröffnet.

Zehn Monate nach der ersten Idee entstand im einst „Vergessenen Dorf“  eine laufende Schule. Noch heute bildet sie den Kern der Aktivitäten um den sich weiteres entwickelt hat. Inzwischen sprechen wir  vom HELIN-Bildungscenter mit integrierter Dorfschule. 

In 10 Monaten von der ersten Idee bis hin zur funktionierenden Schule

Die formalen Voraussetzungen in Deutschland und im Irak waren noch nicht erfüllt, da wurde eine der vielen Bauruinen im Dorf angemietet und zum Schulgebäude hergerichtet. Ein erstklassiger Direktor und weiteres Lehrpersonal wurden an Bord geholt, Projektverantwortliche und Volontäre eingesetzt. Auf abendteuerlichem Weg brachten wir in Deutschland gespendete Schulmöbel und Ausstattung nach Kurdistan. Kaum war die Schule samt kleinem Fußballplatz fertig, wurden die geflüchteten Kinder in dem Dorf eingeschult. Bereits der erste  Schultag war ein voller Erfolg. Die 70 Kinder wurden in drei Klassenräumen parallel unterrichtet. Auf dem Programm für den ersten Tag stand Englisch, Rechnen und Arabisch. 

 

 

Die Sehnsucht der Kinder nach Unterricht war überwältigend, und ihre Begeisterung für die neue Schule berührt bis heute jeden Besucher. Mit beeindruckender Disziplin und voller Aufmerksamkeit sitzen sie an den Schultischen. Die Freude lässt sich aus den Gesichtern ablesen. Seit ihrer Flucht vor dem IS fünf Jahre zuvor lebten sie traumatisiert und deprimiert vor sich hin und langweilten sich. Fortan erhalten sie eine Grundbildung und finden neuen Lebensinhalt und Mut.

Weiterentwiclung zum lebendigen Bildungscenter

Die Schule bietet dem Dorf einen neuen lebendigen Mittelpunkt, aus dem sich kontinuierlich Weiteres entwickelt. Neben der Dorfschule mit klassischem Unterricht findet heute auch verschiedene Projektarbeit und Kurse für ältere Kinder und für Eltern statt. Es wird Englisch und Nähen gelernt, Sport betrieben und Erwachsene nutzen Sprach- und Alphabetisierungskurse.

Nach dem Umzug in ein größeres Gebäude konnte der Nachfrage begegnet werden und zusätzliche Kinder aufgenommen werden. In Eigenregie ist ein kleiner Sportplatz entstanden, auf dem sich jung und alt zum gemeinsamen Kicken treffen. 

Die Pandemie zwang zum Umdenken

Wie bei allen Schulen im Lande, mussten auch wir die Schule kurz schließen. Die Projektarbeit wurde nach Möglichkiet weitergeführt. Hygienekurse wurden angeboten, Masken wurden produziert und an das nahgelegene Bildungszentrum verteilt. Ein erstklassiges Hygienekonzept führte zu einer Sondergenehmigung der Behörden, mit der wir den Unterricht bald wieder – unter erheblichen Einschränkung – frühzeitig beginnen konnten. In kleinen Klassen und nach Möglichkeit an der freien Luft konnte Unterricht stattfinden.

Umzug in größeres Gebäude

Der Mietvertrag lief nach zwei Jahre aus und hätte verlängert werden müssen. Wir nutzen diese Chance, um in ein etwas größeres Haus im anderen Ortsteil zu ziehen. Nun stehen  zwei zusätzliche Klassenräume zur Verfügung in denen Angebote stattfinden können.

Heute laufen Unterricht und Kurse im Bildungszentrum eingespielt

Der Schulunterricht im Bildungscenter läuft eingespielt und regelmäßig. Die Kinder sind weiterhin sehr motiviert. Sie stehen jeden Morgen früh vor dem noch geschlossenen Schultor, in freudiger Erwartung an einen erfüllten Tag.

Die Mischung aus Bildung, Betreuung und Freizeitgestaltung kommt gut an. Neben dem klassischem Unterricht in Englisch und Rechnen zeigen die Kinder gerade große Freude an der Farbenlehre und dem Entwickeln von Origami. Sportliche Aktivitäten jeglicher Art bleiben hoch im Kurs. Zur Abwechslung finden für das körperliche und seelische Wohl weiterhin regelmäßig Yogakurse statt.

Nachmittags finden Weiterbildungskurse für ältere Kinder statt. Dort festigen sie ihre sprachlichen Fähigkeiten und haben Gelegenheit, gemeinsam Hausaufgaben zu erledigen oder in Gruppen an Projektarbeit teilzunehmen.

Sofern die Temperaturen es zulassen, findet der Unterricht draußen statt. Das neue Schulgebäude mit seinem größeren Innenhof erlaubt das. In den Sommermonaten wird es dann aber doch zu heiß und der Unterricht findet in den klimatisierten Klassenräumen statt.

Die Beziehungen zwischen Lehrpersonal und Schülern festigen sich zunehmend. Sie werden zu Vertrauten. Auch bei den Kindern unter einander haben sich schöne Freundschaften entwickelt.

Geknüpfte Netzwerke

Mit der Dorfbevölkerung, dem Dorfvorsteher und den Dorfältesten haben wir in dem Gebäude regelmäßig Treffen, um vorab deren Wünsche und Erwartungen zu erfahren. Diese werden in das inhaltliche Konzept bewusst mit eingewoben.

Wichtige Netzwerke mit offiziellen Stellen sind geknüfpft und auch mit einer anderen aus Deutschland unterstützten Schule in einer Nachbarstadt. Uns ist klar, dass wir von Deutschland aus wenig wirklich einschätzen und beurteilen können. Deshalb haben wir uns mit verschiedenen erfahrenen Beratern und Beraterinnen aus ähnlichen Projekten in der Gegend zusammengetan.